PM: Fast Track City? Mannheim streicht Förderung für Heimtests

Die Stadt Mannheim hat sich im Sommer mit dem Beitritt zum Fast Track City Netzwerk ambitionierten Zielen verschrieben: Die Bekämpfung von HIV, die Förderung sexueller Gesundheit und die Unterstützung HIV-Positiver. Das Netzwerk, initiiert von UNAIDS, verpflichtet Städte weltweit die HIV-Epidemie bis 2030 zu beenden. Die gestrige Entscheidung des Mannheimer Gemeinderats, s.a.m health ab 2026 nicht mehr zu fördern, stellt diese Ambitionen infrage.

s.a.m health ist ein anonymes und niedrigschwelliges Heimtestangebot inklusive telefonischer Beratung. Es schafft eine einfache Möglichkeit für Menschen, sich informiert auf HIV und andere STI zu testen, wenn sie die Testoptionen vor Ort bei KOSI.MA oder im Gesundheitsamt nicht wahrnehmen können oder wollen. Die Förderung für s.a.m health zu streichen, steht im Widerspruch zu den Fast Track City Zielen.

Warum sexuelle Gesundheit Priorität haben muss

Sexuelle Gesundheit ist ein zentrales Element des individuellen Wohlbefindens und der öffentlichen Gesundheit. Regelmäßige Testangebote für HIV und STI spielen eine entscheidende Rolle, um:

  1. Früherkennung zu ermöglichen: Frühzeitige Diagnosen verhindern gesundheitliche Komplikationen und reduzieren Übertragungen.
  2. Stigmatisierung abzubauen: Anonyme und niedrigschwellige Angebote senken Hürden für Menschen, die sich sonst nicht testen lassen würden.
  3. Gesundheitssysteme zu entlasten: Prävention ist langfristig günstiger als die Behandlung fortgeschrittener Erkrankungen.

Die Rolle von Fast Track City und die Verantwortung der Stadt

Der Beitritt zum Fast Track Ciry Netzwerk umfasst nicht nur eine symbolische Verpflichtung, sondern auch konkrete Maßnahmen, um die folgenden Ziele zu erreichen:

  • 95 % der Menschen mit HIV sollen ihren Status kennen
  • 95 % der diagnostizierten Menschen sollen Zugang zu antiretroviraler Therapie haben
  • 95 % der behandelten Menschen sollen eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben
  • 0 % Diskriminierung und Stigmatisierung

Kürzungen bei Testangeboten wie s.a.m health konterkarieren diese Ziele und gefährden den Erfolg dieser Initiative. Gerade für vulnerable Gruppen - wie queere Menschen, junge Erwachsene und Migrant*innen - sind solche niedrigschwelligen Angebote essenziell. Sie bieten nicht nur Tests, sondern auch Beratung, Aufklärung und die Möglichkeit, in einem sicheren Raum Unterstützung zu finden.

Was bedeutet das für Mannheim? 

Die Streichung von Testangeboten ist ein Rückschritt, der gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen haben wird:

  • Steigende Dunkelziffern: Weniger Tests bedeuten mehr unentdeckte Infektionen mit dem Risiko weiterer Übertragungen.
  • Verstärkte Stigmatisierung: Fehlende Angebote senden die Botschaft, dass sexuelle Gesundheit kein wichtiges Thema ist.
  • Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung: Menschen mit schwererem Zugang zu regulären Gesundheitseinrichtungen werden stärker benachteiligt.

Ein Appell an die Stadt

Wenn Mannheim sich ernsthaft als Fast Track City positionieren will, dürfen Angebote wie s.a.m health nicht gekürzt, sondern müssen ausgebaut werden. Die Stadt muss ihre Verantwortung annehmen, sexuelle Gesundheit in ihrer Gesamtheit zu fördern - nicht nur symbolisch, sondern auch durch konkrete Maßnahmen.

KOSI.MA fordert daher:

  • Erhalt und Ausbau bestehender Test- und Präventionsangebote
  • Aufklärung und Sensibilisierung: Investitionen in Projekte, die sexuelle Gesundheit enttabuisieren
  • Klares Bekenntnis zur Verantwortung: Der Fast Track City Status darf kein Lippenbekenntnis bleiben

Die Bekämpfung von HIV und anderen STI ist keine Frage des guten Willens, sondern eine Investition in die Gesundheit und Zukunft unserer Stadtgesellschaft. Lassen wir nicht zu, dass finanzielle Engpässe und fehlender politischer Wille die Fortschritte zunichtemachen, die wir bereits erzielt haben. 

Mannheim kann nur dann eine echte Fast Track City sein, wenn den Worten Taten folgen.

Wir danken allen Gemeinderät*innen, die gestern (leider vergebens) für die weitere Förderung von s.a.m health gestimmt haben.

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