Schutz durch Therapie verhindert beim Sex eine HIV-Infektion, wenn ein*e Partner*in HIV-positiv und der*die andere HIV-negativ ist.
Die Methode beruht darauf, dass der HIV-positive Mensch eine gut funktionierende HIV-Therapie einnimmt und die Viruslast unter die Nachweisgrenze fällt. Eine HIV-Übertragung kann dann nicht mehr stattfinden.
Auf ein Kondom kann man unter diesen Bedingungen verzichten und ist trotzdem vor HIV geschützt. Schutz durch Therapie ist darum ebenfalls eine Safer-Sex-Methode.
Wichtig: Die Medikamente müssen regelmäßig eingenommen und der Erfolg der Therapie regelmäßig überprüft werden. Die Methode sollte man nur nach Rücksprache mit dem*r behandelnden Ärzt*in anwenden.
Wie funktioniert der Schutz durch die HIV-Medikamente?
Die HIV-Medikamente verhindern im Körper eines HIV-positiven Menschen die Vermehrung des Virus. Nach einiger Zeit ist bei einer gut wirksamen Therapie in den Körperflüssigkeiten kein HIV mehr nachweisbar. Man spricht dann von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“. Eine Übertragung von HIV beim Sex kann dann nicht mehr stattfinden.
Wie sicher ist der Schutz durch die Medikamente?
Studien haben ergeben, dass eine gut wirksame HIV-Therapie mindestens genauso zuverlässig vor der Übertragung von HIV schützt wie Kondome. In den Studien wurde hunderte HIV-positiv-negativ-gemischte Paare über Jahre begleitet - sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Paare. Sie hatten in dieser Zeit zigtausende Sexualkontakte ohne Kondom. Dabei kam es zu keiner einzigen HIV-Übertragung. Wenn man Schutz durch Therapie praktiziert, ist also auch Sex ohne Kondom Safer Sex. Absolute Sicherheit gibt es nie, auch beim Kondomgebrauch nicht. Aber beide Methoden haben eine sehr hohe Schutzwirkung.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Therapien schützen?
Die Viruslast muss seit mindestens einem halben Jahr unter der Nachweisgrenze liegen und der HIV-positive Mensch muss die Medikamente regelmäßig einnehmen. Ob die Bedingungen erfüllt sind, muss alle drei Monate durch Bluttests in einer auf HIV spezialisierten Praxis oder Ambulanz überprüft werden.
Steigern andere sexuell übertragbare Infektionen das Risiko?
Wenn ein HIV-positiver Mensch ohne Behandlung oder ein*e Partner*in dieses Menschen eine sexuell übertragbare Infektionen hat, erhöht diese das Risiko der HIV-Übertragung erheblich. Bei HIV-positiven Menschen unter einer gut wirksamen Therapie haben andere Geschlechtskrankheiten aber nach allen vorliegenden Studien keinen Einfluss auf das Übertragungsrisiko. Schutz vor HIV durch Therapie funktioniert auch dann.
Was ist, wenn die Medikamente manchmal zu spät eingenommen oder vergessen werden?
Die Einnahme muss nicht minutengenau erfolgen, sondern verträgt durchaus gewisse Abweichungen vom Zeitplan. Wenn einzelne Einnahmen verzögert erfolgen oder vergessen werden, gefährdet das nicht gleich den Therapieerfolg und es entsteht auch kein höheres Übertragungsrisiko. Mit der Einnahme der Medikamente wird über die Zeit ein wirksamer Wirkstoffspiegel aufgebaut. Vergisst man die Einnahme aber häufiger, kann die Viruslast wieder über die Nachweisgrenze steigen. Im Zweifel sollte man darüber mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin sprechen.
Kann ich mich wirklich sicher fühlen, wenn die Bedingungen erfüllt sind?
Wenn die Bedingungen erfüllt sind, dann ist Schutz durch Therapie sehr zuverlässig. Die entscheidende Frage lautet: Weißt du wirklich, ob die Bedingungen erfüllt sind? HIV-positive Menschen können diese Fragen gemeinsam mit ihrem*ihrer Arzt*Ärztin klären. HIV-negative und ungetestete Menschen müssen darüber mit ihrem*ihrer Partner*in reden und sind darauf angewiesen zu vertrauen. Die Entscheidung, auf ein Kondom zu verzichten, muss am Ende jeder Mensch im Einzelfall für sich selbst treffen.
Spricht noch etwas dafür, Kondome zu verwenden?
Für die meisten Menschen in den meisten Situationen sind Kondome das sicherste Mittel, sich vor HIV zu schützen. Das gilt insbesondere, wenn man nicht viel über den*die Partner_in und weiß. Kondome reduzieren außerdem das Risiko anderer sexuell übertragbarer Infektionen.